Römische Zeit: Serie Teil 2

Archäologische Untersuchungen in Emerkingen

Geomagnetische Messungen im Bereich der villa ...

Um die Größe der Gesamtanlage und deren Bebauung zu klären, wurde 2022 die Firma Terrana Geophysik beauftragt, den nördlichen und zentralen Bereich der villa geomagnetisch zu vermessen. Diese Arbeiten wurden 2023 nach Süden und Südwesten bis zur Töpferei fortgesetzt (Abb.153).
Dem Magnetogramm zufolge beschränken sich die Gebäude der villa auf den schon bekannten Bereich, wobei sich die westliche Bebauung konkreter abzeichnet als diejenige im Osten auf der Hügelkuppe. Ob dies an der exponierten Lage und damit an der Erhaltung oder an einer von der Nutzung der Gebäude abhängigen Bauweise liegt, muss zum gegenwärtigen Stand ungeklärt bleiben. Im Westen bestätigten sich neben fünf bereits bekannten Häusern auch das vielleicht als Bad zu interpretierende Gebäude Nr. 3 und das Hauptgebäude, Nr. 1 (Abb.153). Gerade bei Letzterem, scheint sich im Luftbild ein Eckrisalit abzuzeichnen, der aus­ schlaggebend für die Funktionsansprache des Hauses war, aber geomagnetisch nicht nachzuweisen ist. Alle anderen Gebäude waren - von einigen Schutthügeln als Indiz für ihre Existenz abgesehen - bislang unbekannt. Damit scheint die Ausdehnung der villa mit insgesamt zwölf Gebäuden weit­ gehend vollständig erfasst worden zu sein, ohne dass eine Umfassungsmauer erkennbar wäre. Sowohl innerhalb als auch im weiteren Umkreis der Bebauung zeichnen sich starke Anomalien ab, die als Öfen unterschiedlicher Funktion zu deuten sind und in den meisten Fällen auf handwerkliche Tätigkeiten zurückzuführen sein dürften. Dies wirft die Frage nach dem wirtschaftlichen Standbein der villa auf, die sehr wahrscheinlich als landwirtschaftliches Gehöft (rustica) gegründet worden war. Angesichts der na­ türlichen Ressourcen wie der Sand- und Lehmvorkommen vor Ort hat sich wohl ab dem 2. Jahrhundert ein Wandel zu vermehrt handwerklicher Produktion vollzogen. Ofenbefunde sind bis an den westlichen Rand der gemessenen Fläche sichtbar; die Ausdehnung ist also hier noch nicht abschließend geklärt. Die Konzentration von Strukturen im Südosten stammt von einer mittelalterlichen Ziegelei. Eine Nutzung dieses Areals schon in römischer Zeit ist bislang nicht nachgewiesen.

... und in der Töpferei an der Donausüdstraße

Südwestlich der villa kamen bei Rodungsarbeiten bereits vor 1860 südlich von Unterwachingen auf Gemarkung Emerkingen römische Töpferöfen zum Vorschein und in der Folge wurden bis 1910 sechs Exemplare ausgegraben. Das LAD untersuchte 1983 / 1984 weitere fünf Öfen. Dabei kamen auch Wandgräbchen, Siedlungs- und Pfostengruben einer Holzbebauung zutage, die von einem Ofen überlagert werden und die entgegen den Funden aus den Töpferöfen ein größeres Spektrum allgemein gebräuchlicher Siedlungskeramik erbrachten. Es ist also eine mindestens zweiphasige Nutzung des Platzes nachgewiesen (Abb.153).
Die 2023 durchgeführten geomagnetischen Messungen ergaben weitere ca. 20 Öfen, wobei sich einige bereits durch ihre spezifische Form als Töpferöfen zu erkennen geben. Teilweise in Überschneidung mit diesen sind auch einige lineare Strukturen sichtbar, bei denen es sich mit großer Wahrscheinlichkeit, wie schon 1984 von Jörg Heiligmann beobachtet, um eine ältere Bebauung handeln dürfte.
 
Darüber hinaus zeichnen sich in West­ Ost-Richtung zwei parallel verlaufende Gräben ab, die den Verlauf der jüngeren Strecke der Donausüdstraße wiedergeben könnten (Abb.153). Mit einer Distanz der beiden Straßengräben von ca. 15 m entspricht dies der 1891 weiter östlich, südlich von Rottenacker dokumentierten Breite der Donausüdstraße. Weiter fällt auf, dass sowohl die Öfen als auch die Bebauung bis an die Gräben reichen und sich auch bezüglich der Straße Überlagerungen abzeichnen. Um sowohl die Erhaltung als auch die Mehrphasigkeit zu verifizieren, ist in den kommenden Jahren eine weitere Grabung geplant.

Archäologische Funde
Abb. 153: Emerkingen. Magnetogramm der Messungen 2022 bis 2023 mit vergrößerten Ausschnitten und Nachzeichnung der erkennbaren Mauerstrukturen im Bereich der villa. Der genaue Verlauf der Donausüdstraße ist in diesem Bereich nicht bekannt. Ausgehend von ihrer weiter östlich nachgewiesenen Lage muss sie südlich von villa und Töpferei vorbei-führen. Das Kastell und der zugehörige vicus liegen in 1,7km Entfernung nördlich der villa. Die roten Markierungen bezeichnen die Lage der Grabungsflächen.