Klimaschutz mit Konzept
Meldungen zu Extremwetterereignissen und Temperaturhöchstwerten begleiten uns mittlerweile mit großer Regelmäßigkeit. Klimawandel ist kein abstrakter Begriff mehr und es ist höchste Zeit gegenzusteuern. Da sich nahezu alle Experten darin einig sind, dass insbesondere die Energienutzung durch die Menschheit das Klima signifikant beeinflusst, sind wir ganz persönlich dazu aufgerufen, zu handeln.
Auch wenn internationale Vereinbarungen und nationale Richtlinien sehr wichtig sind, ist eine aktive Gesellschaft, die den Klimaschutz vor Ort durch konkrete Projekte und ein nachhaltiges Handeln voranbringt, der wesentliche Schlüssel zum Erfolg.
Vor diesem Hintergrund hat sich die die Gemeinde Emerkingen dazu entschlossen, das Themenfeld aktiv anzugehen. Um einen möglichst zielgerichteten Weg einschlagen zu können, wurde als erster Schritt eine sogenannte „Einstiegsberatung“ durchgeführt. Das Projekt wird durch Mittel aus der Klimaschutzinitiative des Bundes unterstützt und fachlich von der Abteilung Kommunale Energielösungen der Netze BW GmbH begleitet.
Workshop mit Bürgerbeteiligung
In Emerkingen fand hierzu am 14.05.2024 ein Bürgerworkshop statt. Teilgenommen hatten 25 interessierte Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde. Geleitet und moderiert wurde der Workshop von Dr. Jörg Scholtes von der Netze BW GmbH. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Burger führte Dr. Scholtes in das Thema ein. Zu Beginn hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Position zu verschiedenen Fragestellungen auf Plakaten festzuhalten. Die Einschätzungen der Teilnehmer zur Frage „Wer kann den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten?“ waren, so Dr. Scholtes, im Vergleich zu den Ergebnissen anderer Veranstaltungen eher ungewöhnlich. Typischerweise wird der Fokus auf einseitige Verantwortungen gelegt, wohingegen die Teilnehmenden in Emerkingen eher von einer Gleichverteilung der Verantwortung ausgegangen sind. Die weiteren Ergebnisse belegen, dass bei der überwiegenden Mehrheit der Anwesenden gute Kenntnisse zu den Schwerpunkten und Handlungsmöglichkeiten bezüglich eines verstärkten Klimaschutzes in Emerkingen vorlagen.
Dr. Scholtes führte mit einer Präsentation in die Herausforderungen des Klimawandels und die Klimaziele ein. Im Weiteren standen die Zahlen zum Status-Quo in Emerkingen im Vordergrund. Dabei wurde nicht nur die Energie- und Treibhausgasbilanz für das Jahr 2021 präsentiert, sondern auch intensiv auf weitere strukturelle Aspekte, wie zum Beispiel Größe und Alter der Wohnungen oder die Fahrzeugdichte, eingegangen. Als Impuls wurde der sogenannte CO2-Fußabdruck des durchschnittlichen Bundesbürgers in seiner detaillierten Zusammensetzung und seiner Größe vorgestellt.
In Emerkingen belief sich der mit BICO2BW ermittelte Endenergieverbrauch im Jahr 2021 auf 9.937 MWh. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 11.608 kWh, was ca. 38 % des Bundesdurchschnitt von 30.000 kWh entspricht. Dass der Pro-Kopf-Verbrauch so deutlich unter dem Durchschnitt liegt, hat vor allem strukturelle Gründe. Auf Bundesebene machen sich energieintensive Branchen wie z.B. die Stahlindustrie sowie das Fernstraßennetz bemerkbar. Beides ist in Emerkingen nicht anzutreffen. Ohne Berücksichtigung des Verkehrsbereiches liegt der Endenergieverbrauch pro Einwohner bei 8.752 kWh. Das entspricht 48% des Landeswertes in Höhe von 18.241 kWh (2021).
Bemerkenswert ist, dass offensichtlich durch die Sanierung der Straßenbeleuchtung der Stromverbrauch seit 2016 mehr als halbiert werden konnte. Dieser liegt nun bei 11,7KWh/Einwohner. Hier liegt die Gemeinde deutlich unter dem bundesweiten Schnitt.
Die Anteile der Endenergieverbrauche in Emerkingen:
Private Haushalte 47%
Gewerbe und Sonstiges 29%
Verkehr 24%
Die Anteile der Treibhausgasbilanz in Emerkingen:
Private Haushalte 43%
Gewerbe und Sonstiges 29%
Verkehr 28%
Mit Blick auf regenerative Erzeugung in Emerkingen sind Stand 2022 an Solarthermie 27 Anlagen mit 231 qm installiert. Bei PV-Dachanlagen sind 143 Anlagen mit 2.606 kWp installiert. Hier liegt Emerkingen im Vergleich sehr gut. Strom-Speicher sind in 34 Anlagen mit 186 kWp installiert.
Im weiteren Vortrag wurden die Kennzahlen durch Dr. Scholtes vertieft und Impulse gegeben, wo und mit welchen Mitteln CO2-Emissionen auch im Privaten eingespart werden können. Interessant ist dabei, dass die CO2-Verursacher der Reihenfolge nach Konsum, Mobilität, Wärme, Strom sind.
Die anschließende Dialogphase diente vor allem dazu, die Ideen und Vorschläge der Anwesenden für die zukünftigen Arbeiten, insbesondere die umzusetzenden Maßnahmen, zu sammeln. Die Abfrage wurde über folgende Leitfragen strukturiert:
1.) Was kann jeder Einzelne zur CO2-Reduktion beitragen?
2.) Wie kann die Gemeinde Emerkingen Sie bei der CO2-Reduktion unterstützen?
3.) Was kann die Gemeinde zur CO2-Reduktion tun?
Es wurde darauf hingewiesen, dass sich die Anregungen auf den Einflussbereich der Gemeinde Emerkingen begrenzen sollten und dass auch die (beschränkten) finanziellen Möglichkeiten einer kleineren Kommune mitzudenken sind.
Die Antworten beziehungsweise die damit verbundenen Vorschläge wurden von den Anwesenden auf Moderationskarten notiert und eigenständig den einzelnen Leitfragen zugeordnet. Abschließend wurden zu unklaren Formulierungen oder Verständnisproblemen Fragen gestellt und die entsprechenden Punkte kurz diskutiert.
Aus den Vorschlägen der Auftaktveranstaltung wurden Maßnahmenvorschläge erstellt, die auch in der Gemeinde Emerkingen umsetzbar sind. Hinzu kamen Vorschläge, die aus Sicht der Berater für eine konzentrierte Weiterentwicklung der Klimaschutzthemen unabdingbar sind.
Workshop mit Entscheidungsträgern
Am 23.09.2024 waren dann alle Mitglieder des im Sommer neu gewählten Gemeinderats zu einem Workshop eingeladen, in dessen Verlauf zunächst der Ist-Zustand und die für eine Treibhausgasneutralität erforderliche Zielsituation vorgestellt wurden. Im Bewusstsein, dass es sich bei den Einzelmaßnahmen des Maßnahmenkatalogs aus der Bürger- Auftaktveranstaltung vom Mai um wichtige Schritte auf dem Zielpfad handelt, wurden diese einzeln und insbesondere hinsichtlich der erwarteten Wirkung und der angesprochenen Zielgruppen vorgestellt und diskutiert. Ein wesentliches Kriterium für alle Anwesenden war dabei, dass die Umsetzung auch in einer kleinen ländlichen Gemeinde zu stemmen ist und auch von der jeweiligen Zielgruppe angenommen wird. Auch über die Priorisierung wurde intensiv gesprochen.
Vor diesem Hintergrund wurde ein Maßnahmenkatalog zusammengestellt und festgelegt, dass die für den Ausbau der erneuerbaren Erzeugung wichtigen Maßnahmen
>> Kriterienkatalog für Freiflächen-PV
>> PV-Anlagen für öffentliche Liegenschaften
vorrangig und unmittelbar in Angriff genommen werden. Auch die Bewerbung des erweiterten ÖPNV-Angebots (ADK-Flex 6) soll zeitnah angegangen werden. Zudem soll ein regelmäßiges Beratungsangebot für die Bürgerinnen und Bürger mit Hilfe der Energieagentur Ulm eingerichtet werden, um nur einige weitere Maßnahmen zu nennen.
Die pragmatische und situative Vorgehensweise der Gemeinde Emerkingen, so die Ergebnisse der Einstiegsberatung, hat dazu geführt, dass bereits in der Vergangenheit Klimaschutzprojekte umgesetzt wurden, die in anderen Kommunen heute erst diskutiert werden. Zu nennen sind zum Beispiel die abgeschlossene Sanierung der Straßenbeleuchtung sowie die vorliegende Grobplanung zur Ausstattung der öffentlichen Liegenschaften mit PV-Dachanlagen. Insgesamt zeigen die geführten Gespräche, die bereits erfolgten Entwicklungen und die aktuellen Planungen, dass die Gemeinde Emerkingen im Rahmen ihrer Möglichkeiten intensiv dabei mithelfen wird, dass die Zielvorstellungen von Bund und Land Stück für Stück Realität werden. Richtschnur dabei bleibt das 1,5°-Ziel des Pariser Abkommens.
Den ausführlichen Abschlussbericht der Einstiegsberatung zum kommunalen Klimaschutz entnehmen Sie bitte der folgenden Datei:
Abschlussbericht der Einstiegsberatung zum kommunalen Klimaschutz
26. September 2024
zum Download (9,3 MB)
In öffentlicher Sitzung des Gemeindesrates vom 18. November 2024 wurden folgende Maßnahmen im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Gemeinde Emerkingen beschlossen:
- Es soll zeitnah ein PV-Freiflächenkonzept für die Gemarkung Emerkingen erarbeitet werden. Hierfür soll ein externes Fachbüro hinzugezogen werden.
- Die Dachflächen der kommunalen Liegenschaften wurden im Rahmen einer Untersuchung auf Eignung für PV-Anlagen untersucht. Hier soll nun eine abschließende Wirtschaftlichkeitsberechnung erfolgen und die Umsetzung der priorisierten Flächen in den Haushalt 2025 einzustellen. Das sind nach aktueller Auswertung die Dachflächen von Römerhalle, Bauhof, Leichenhalle, Rathaus und Stützenstraße 3.
- Mit der Regionalen Energieagentur Ulm sollen für die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde, vorerst befristet für ein Jahr, regelmäßige Beratungstermine (z.B. quartalsweise) auf den Weg gebracht werden. Bei guter Akzeptanz kann dieses ausgeweitet und über die Befristung hinaus fortgesetzt werden.